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Verlag für Medizin und Prävention GmbH & Co. KG

Kinderschlafmedizin – Grundlagen und Innovationen. Internationale Tagung v. 13.–15.03.2015 in Dresden

Herzlich willkommen in Dresden. Foto Sylvio Dittrich, Dresden

Pressemitteilung

Internationale Kinderschlafmedizin-Tagung vom 13. – 15.03.2015 in Dresden 

„Grundlagen und Innovationen“ – 

Neue Erkenntnisse in der Kinderschlafmedizin 

Dresden. Vom 13. bis 15. März 2015 treffen sich im Deutschen Hygienemuseum Dresden etwa 300 Kinderärzte, Kinderpsychologen, HNO-Ärzte, Kieferorthopäden, Kinderchirurgen, Physiologen, Kinderkrankenschwestern und Medizinisch-Technische Assistenten (MTA) zur gemeinsamen Frühjahrstagung der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) und der Arbeitsgruppe Schlafmedizin und Schlafforschung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder-und Jugendheilkunde (ÖGKJ).

Unter dem Motto „Grundlagen und Innovationen“ stellen 51 Experten aus Deutschland, Österreich, Kanada und Brasilien aktuelle Beiträge über organische und nichtorganische Schlafstörungen bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen zur Diskussion. „Wir hoffen, dass die Teilnehmer der Tagung zahlreiche Anregungen für ihre tägliche Arbeit finden, denn aktuelle Ergebnisse, grundlegende Übersichten und die Praxisorientierung stehen für uns im Vordergrund“, teilen die beiden Tagungsleiter Prof. Dr. Ekkehart Paditz aus Dresden und Dr. Werner Sauseng aus Graz mit. Aktuelle Tagungsschwerpunkte sind unter anderem neue Erkenntnisse der Gedächtnisforschung für das Lernen von Kindern und Jugendlichen, aktuelle Untersuchungen zu Diagnostik und Therapie kindlicher Schlafstörungen und zu obstruktiven Schlafapnoen, Neues zu Schlafstörungen bei Autismus, zum Restless-Legs-Syndrom sowie zum plötzlichen Kindstod.

Gedächtnis, Lernen, Schlaf und Sport 

„Bei 8.347 Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren wurden deutliche Zusammenhänge zwischen Fehlstunden in der Schule und Schlafproblemen gesehen“, berichtet Prof. Dr. Kerstin Hödlmoser vom Institut für Psychologie der Universität Salzburg. „Da Schlaf eine zentrale Rolle für das Lernen und die Gedächtnisbildung spielt, ist ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus ohne störende Licht- und Lärmreize wichtig“. Gedächtnisbildung, Lernen und Schlaf sind sehr eng miteinander verbunden, so profitieren zum Beispiel Kindergartenkinder vom Mittagsschlaf. Eine Stunde Sport dreimal pro Woche wirkt sich positiv auf Schlafstörungen aus, betont Dr. Annmarie Kramer aus Berlin. Umgekehrt befördert ausreichend Schlaf die sportliche Leistungsfähigkeit. Ausgeschlafene Basketballer waren schneller und treffsicherer als diejenigen mit einem Schlafdefizit.

Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen 

„Die aktuelle Studienlage zeigt, dass etwa 80% der Kinder und Jugendlichen von Interventionen zur Veränderung des eigenen Schlafverhaltens profitieren“, stellt Prof. Dr. Angelika Schlarb von der Fakultät Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld fest. Wichtig sei es, den Kindern, Jugendlichen und Eltern Informationen über den gesunden Schlaf sowie über Konsequenzen des gestörten Schlafes zu vermitteln. Die Effektivität vieler Behandlungsmethoden wurde mit zahlreichen Studien gut belegt, etwa zur sogenannten Stimuluskontrolle, zu Entspannungstechniken und zum Infragestellen irrationaler Überzeugungen zum Thema Schlaf wie z.B. „Ich kann gut einschlafen, wenn ich im Bett noch chatte.“ Zwei altersgerechte Behandlungsprogramme für Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen zeigen, wie sinnvoll die Kombination mehrerer Methoden sein kann.

Zur besseren Diagnose von Schlafstörungen dienen Schlaftagebücher und Fragebögen, die durch die Einbeziehung von Zeichnungen auch bereits bei kleinen Kindern ab der ersten Klasse angewendet werden können. Die Psychologin Dr. Barbara Schwerdtle von der Universität Würzburg entwickelte dazu einen bebilderten Kinderfragebogen, den sie bei 393 Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren erfolgreich einsetzte. „Ärzte sollten zuerst zahlreiche Berichte, Beobachtungen und Befunde sammeln, bevor eine Diagnose gestellt wird“, betont Prof. Dr. Osman Ipsiroglu aus dem Kinderschlaflabor der Universität Vancouver BC in Kanada.

Erste Ergebnisse der Untersuchung von 28 Kindern, die mit der Diagnose „Autismus-Spektrum-Erkrankung“ zugewiesen wurden, zeigen, dass neben den häufig mit dem kindlichen Autismus assoziierten Ein- und Durchschlafstörungen auch bisher nicht vermutete Differenzialdiagnosen gefunden werden. Dazu gehören z.B. das Restless-Legs-Syndrom sowie unerwünschte Effekte von Medikamenten.

Dr. Sauseng aus Graz stellte bei der Beratung der Eltern von Säuglingen und Kleinkindern fest, dass selbständiges Einschlafen eine wesentliche Voraussetzung für die Fähigkeit zum Durchschlafen ist. Dr. Bettina Konradt untersuchte 2- bis 6-jährigen Kinder aus Graz und beobachtete bei 39% nächtliches Schnarchen. Die betroffenen Kinder wachten nachts öfter auf und ihre Eltern berichteten häufiger über Nachtschweiß und schreckhaftes Aufwachen (Pavor nocturnus). Der „Nachtschreck“ könnte durch abendliche Rituale deutlich beeinflusst werden, etwa durch Gespräche über die Tageserlebnisse, so der Kinderneurologe Dr. Stephan Eichholz aus Dresden.

Der Dresdner Kinderkardiologe Dr. Norbert Lorenz stellt den aktuellen Kenntnisstand zu möglichen Zusammenhängen zwischen lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Todesfällen im Säuglingsalter vor. Zur Prävention des plötzlichen Kindstodes (SIDS) präsentiert Marian Schäfer, Medizinjournalist aus München, im Tagungsband sieben Empfehlungen auf der Grundlage zahlreicher Fall-Kontroll-Studien über SIDS-Risikofaktoren: „Schlafsack statt Decke“, „Im eigenen Bett ruhen“, „Besser ohne Kissen“, „Nicht rauchen“, „Das Kind stillen“, „Ab auf den Rücken“ und „Schnullern schützt“.

Ehemalige Frühgeborene haben im zweiten Lebensjahr häufiger Albträume als Reifgeborene, sie schnarchen öfter und schlafen unruhiger, wie Claudia Sander aus Rostock nach der Befragung der Eltern von 73 ehemaligen Frühgeborenen und 206 Reifgeborenen herausfand: Je früher die Kinder geboren wurden und je leichter sie zur Geburt waren, desto größer war die Wahrscheinlichkeit solcher Schlafprobleme. Zum Thema Schlafkrankheit (Narkolepsie) präsentieren Frau Dr. Doris Oberle vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen und der Kinderneurologe Dr. Georg Handwerker aus Passau den aktuellen Kenntnisstand, nachdem in einem Impfjahr nach der Grippeschutzimpfung über verstärkt neu aufgetretene Narkolepsien bei Kindern und Jugendlichen berichtet wurde.

Obstruktive Schlafapnoe und Ateminsuffizienz im Schlaf bei Kindern und Jugendlichen 

Zur Bedeutung von nächtlichem Schnarchen und obstruktiver Schlafapnoen bei Kindern werden mehrere aktuelle Studien vorgestellt. 70% von 593 untersuchten Kindern mit Down-Syndrom schnarchen nachts, bei 60% berichten die Eltern über Tagesmüdigkeit. In einer norwegischen Untersuchung wurden bei 83% bzw. 59% aller Kinder mit Down-Syndrom leichte bzw. mittel- bis schwergradige obstruktive Schlafapnoen diagnostiziert. Die sich daraus ergebenden schlafmedizinischen Behandlungsempfehlungen werden zurzeit in einer Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) zusammengefasst (Prof. Dr. Ekkehart Paditz, Dresden).

Bei Kindern mit Lernstörungen und obstruktiver Schlafapnoe konnte die Entfernung der Rachen- und der Gaumenmandeln bei 6 von 20 operierten Kindern im Alter von 9 Jahren zur Verbesserung kognitiver Leistungen beitragen, wie Prof. Dr. Silke Weber, Universität Sao Paulo, Brasilien, feststellten konnte.

Praxiskurs 

Das breit gefächerte Tagungsprogramm bietet einen Praxiskurs zu Schlafstadien, zum EEG, zur Vermeidung von Messfehlern und zu aktuellen Fragen der Krankenhaushygiene. Die Erkennung der Schlafstadien wird anhand typischer Bilder von Frau PD Dr. Scholle aus Apolda erläutert, die auch aktuelle Ergebnisse zur Häufigkeit von Beinbewegungen im Schlaf bei Kindern und Jugendlichen vorstellt. Christine Hentrich aus Apolda und Barbara Schneider aus Landshut zeigen, wie Messfehler während der Untersuchung weitgehend vermieden werden können und geben Hinweise zu krankenhaushygienischen Standards im Kinderschlaflabor.

Zur Tagung erscheint das Buch „Kinderschlafmedizin“, in dem auf der Grundlage des Tagungsprogrammes Forschungsergebnisse aus Untersuchungen mit insgesamt mehr als 70.000 Kindern und Jugendlichen vorgestellt werden. Das umfangreiche Wissen aus 435 Studien, Dissertationen und Buchbeiträgen wird anhand eigener Untersuchungsergebnisse und nach kritischer Sichtung der Fachliteratur in komprimierter und anwendungsorientierter Form vorgestellt.

Weitere Informationen und das wissenschaftliche Programm gibt es auf der Tagungshomepage www.dgsm-paediatrie.de. Journalisten sind herzlich eingeladen, die Tagung im Dresdner Hygiene-Museum zu besuchen und darüber zu berichten. Gern vermitteln wir Ihnen Interviewpartner!

Die Akkreditierung ist ab sofort über die Homepage oder direkt über den Pressekontakt möglich.

Pressekontakt:

Kerstin Aldenhoff

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH

Tel. 0172 / 3516916

kerstin.aldenhoff@conventus.de