kleanthes
Verlag für Medizin und Prävention GmbH & Co. KG

Aktuelle Kinderschlafmedizin 2018

Zeit Alter Schlaf

Thomas Erler, Ekkehart Paditz (Hrsg.); kleanthes, Dresden 2018

ISBN 978-3-942 622-21-9

Die beiden Kinderärzte Thomas Erler und Ekkehart Paditz aus Potsdam bzw. Dresden geben am 2. März 2018 anlässlich der Frühjahrstagung der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in Potsdam das Buch „Zeit Alter Schlaf“ im Rahmen der Jahrbuchreihe „Aktuelle Kinderschlafmedizin“ heraus. Auf 176 Seiten werden 24 Beiträge von 63 Kinderärzten, Kinderpsychologen, Pädagogen, einer Kinderradiologin, Biomathematikern und Medizinhistorikern aus Deutschland und aus der Harvard-University Boston/USA publiziert. Das Buch enthält zahlreiche Praxistipps, erstmals publizierte Originalarbeiten, Leitlinien, Übersichten und Projektberichte, so dass man sich einen Überblick über das breite Spektrum aus der aktuellen Kinderschlafmedizin und –Psychologie verschaffen kann.

Ein dreijähriges Kind schläft mit dem Zauberleopard Kalimba im Arm. Die bis ins zweite Lebensjahr anhaltende erhebliche Ein- und Durchschlafstörung des Kindes konnte mit dem familien- und verhaltenstherapeutisch orientierten Programm Mini-KiSS (KiSS = Kinderschlafstörungen) erfolgreich behandelt werden. Foto: Friederike Lollies, Bielefeld. Mit freundlicher Genehmigung der Eltern des Kindes.

Aktuelle DGSM- und AWMF-Leitlinie zur Prävention des plötzlichen Säuglingstodes und neueste Zahlen zur Häufigkeit des plötzlichen Säuglingstodes (SIDS, sudden infant death syndrome) in Deutschland

Die DGSM legt eine aktuelle AWMF-Leitlinie zur Prävention des plötzlichen Säuglingstodes (SIDS, sudden infant death syndrome) vor. In der Leitlinie werden klare Hinweise für Eltern, Großeltern, Tagesmütter, Krippenerzieherinnen, Hebammen, Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger zu der Frage gegeben, wie Säuglinge zum Schlafen hingelegt werden sollen wie z.B. „Babys schlafen am sichersten in Rückenlage, im Schlafsack ohne zusätzliche Decke, im eigenen Bettchen im Schlafzimmer der Eltern, gestillt, geimpft und in rauchfreier Umgebung.“ Die Verwendung eines Schnullers war in mehreren Studien mit einer Senkung des SIDS-Risikos um 30-60% verbunden (Christian F. Poets, Frank Kirchhoff, Annmarie Kramer, Sabine Scholle, Thomas Erler, Bernhard Hoch, Ekkehart Paditz, Thorsten Schäfer, Barbara Schneider, Bernhard Schlüter, Michael S. Urschitz, Alfred Wiater).

Das Thema ist weiterhin aktuell: SIDS steht in Deutschland im 1. Lebensjahr an der 3. Stelle der Todesarten, nach Todesfällen in der Neonatalperiode und nach Todesfällen infolge von Fehlbildungssyndromen. In Deutschland sind zwar seit 1991 mit einem Rückgang der SIDS-Häufigkeit um bis zu 89% erhebliche Präventionserfolge nachweisbar. Im Vergleich zu den Niederlanden wurden in Deutschland nach den aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2015 aber noch viermal mehr SIDS-Fälle registriert (Ekkehart Paditz, Rainer Koch).

Seit der Antike bis 1931 wurde empfohlen, Säuglinge in Rückenlage und in einer eigenen Schlafstatt zum Schlafen hinzulegen. Erstmals werden dazu Bilder aus dem römisch-en Köln um 220 n.Chr., eine Wiege und das Skelett eines in Rückenlage in dieser Wiege aufgefundenen Säuglings aus Herculaneum (79 n.Chr.) im Zusammenhang mit der aktuellen SIDS-Debatte vorgestellt (Ekkehart Paditz).

Severina Nutrix. Die Amme Severina mit Säugling. Köln 220-230 n.Chr.; Röm.-German. Museum Köln. Foto: E. Paditz 2017.

Melatonin und Chronobiologie im Kindes- und Jugendalter

Die Arbeitsgruppe Pädiatrie der DGSM hat eine Stellungnahme zum therapeutischen Einsatz von Melatonin im Kindes- und Jugendalter erarbeitet. Melatonin ist wirksam bei Einschlafstörungen im Zusammenhang mit Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS, neurologischen Entwicklungsstörungen und bei Schlafphasenverschiebung, wie im Ergebnis randomisierter placebokontrollierter Studien nachgewiesen werden konnte (Frank Kirchhoff, Ekkehart Paditz, Thomas Erler, Sebastian Kerzel, Stephan Eichholz, Angelika Schlarb, Barbara Schneider).

Christoph Randler, Christian Vollmer und Heike Itzek-Greulich untersuchten die Schlafzeiten von mehr als 18.000 Kindern und Jugendlichen aus Deutschland. Die meisten Kinder schlafen ausreichend lange; nur zwischen dem 14.–19. Lebensjahr zeigten sich Diskrepanzen zwischen der inneren Uhr und sozialen Einflüssen. Untersuchungen aus den USA zeigen ebenfalls, dass Jugendliche im Tagesverlauf später als jüngere Kinder aktiv sind (Mirja Quante, Jonathan Mitchell, Suneeta Godbole, Peter James, Aaron Hipp, Catherine Marinac, Sara Mariani, Elisabeth Feliciano, Karen Glanz, Francine Laden, Rui Wang, Jia Weng, Susan Redline, Jaqueline Kerr).

Prä- und postnatale Hirnentwicklung, Narkolepsie und weitere hirnorganisch bedingte Schlafstörungen

2009 wurde international eine bis zu 17-fache Zunahme der Narkolepsiehäufigkeit bei Kindern und Jugendlichen registriert. Geert Mayer erläutert die komplexen immunologischen Hintergründe und weist auf aktuelle diagnostische Kriterien hin. Narkolepsie bei Kindern kann neben der Kataplexie mit motorischen Symptomen verbunden sein, die anhand einer Fallserie von 90 Kindern erläutert werden (Bernhard Schlüter, Uta Schürmann, Patrizia Kurz, Claudia Roll). Das sogen. Non-24-Syndrom betrifft nicht nur blinde Erwachsene, sondern ist in Einzelfällen auch bei Kindern beschrieben worden (Ingo Fietze).

Gabriele Hahn erläutert anhand von MRT-Bildern, wie sich das menschliche Gehirn von der Pränatalperiode bis in die Pubertät entwickelt. Fehldiagnosen können vermieden werden, wenn altersabhängige Entwicklungsschritte des Gehirns berücksichtigt werden. Die ca. 190 Millionen Nervenstränge, die die beiden Hirnhemisphären miteinander verbinden (=Corpus callosum, „Balken“) sind im zweiten Lebensmonat noch nicht myelinisiert, so dass in diesem Alter mittels MRT nicht zwischen hypoxämischen Läsionen und alterstypischer Unreife dieser Struktur unterschieden werden kann.

Entwicklung des Corpus callosum (=die bogenförmige Struktur, die in den Abbildungen mit rotem Pfeil markiert ist) zwischen der 2. Lebenswoche u. dem 12. Lebensjahr. Fotos: Gabriele Hahn, Dresden, 2018.

Dieses Grundlagenwissen hat entscheidende Bedeutung bei der Interpretation von MRT-Bildern. Infektionen und genetisch bedingte Erkrankungen können diese Entwicklung in Form schwerer Schlafstörungen beeinträchtigen, z.B. nach CMV-Infektion, bei Rett-Syndrom oder bei Joubert-Syndrom (Ulrike Blümlein, Eva Matzker; Klaus Goldhahn, Manuela Theophil, Arpad von Moers, Axel Panzer; Susanne Harner, Michael Kabesch, Sebastian Kerzel).

Kinderpsychologie und Schlaf

Angelika Schlarb aus Bielefeld und Barbara Schwerdtle aus Würzburg weisen mit ihren Teams nach, dass nichtorganisch bedingte Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter mit verhaltenstherapeutischen Verfahren effektiv behandelt werden können. Dies wird anhand von Fallberichten, systematisch untersuchten Fallserien und mit dem Bericht über eine eigene randomisierte Studie illustriert (Angelika Schlarb, Mona Bünnemann, Marisa Schnatschmidt, Friederike Lollies, Ann-Kristin Manhart, Kaschthoorey Yogeswaran, Stephanie Imort, Rebecca Christen, Christian Bien, Tilman Polster, Nadia Ramien, Isabel Brandhorst, Maria Zschoche, Barbara Schwerdtle, Andrea Kübler).

Medizingeschichte

Philipp Osten aus Hamburg zeigt am Beispiel des 18.–20. Jahrhunderts, wie eng philosophische, naturwissenschaftliche und schlafmedizinische Auffassungen miteinander zusammenhängen.

Schlüsselwörter:
Medizin, Pädiatrie, Schlaf, Kinderschlaf, Kinderpsychologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Prävention, Pulmologie, Epidemiologie, Kinderradiologie, Medizingeschichte, Anthropologie, Leitlinie, Polysomnografie, Fragebogen, Aktigrafie, MRT, Magnetresonanztomografie, Beatmung, Verhaltenstherapie, Melatonin, retardiertes Melatonin, Chronobiologie, sozialer Jetlag, Insomnie, Einschlafstörung, Durchschlafstörung, Alpträume, Epilepsie, postraumatische Belastungsstörung, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Schreibaby, plötzlicher Säuglingstod, SIDS, R95, Sudden infant death syndrome, NSC, Nucleus suprachiasmaticus, Masterclock, Narkolepsie, Kataplexie, H1N1-Impfung, Grippeschutzimpfung, Rett-Syndrom, Joubert-Syndrom, FASD, fetal alcohol spectrum disorder, Smith-Magenis-Syndrom, Angelman-Syndrom, tuberöse Sklerose, atopische Dermatitis, Non-24, Non-24-Syndrom, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS, Antike, römisches Köln, Herculaneum, Religion und Philosophie des 3. Jahrhunderts, Philosophie des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, Soranus von Ephesos, Severina Nutrix, die Amme Severina, Wiege, Interventionsstudien, RCT, randomisierte placebokontrollierte Studie, Metaanalyse, systematisches Review.


Fachbuchbroschur 14,8 x 21,0 cm Hochformat

176 Seiten + Umschlag

Inhalt 4c / Umschlag 4c

ISBN 978-3-942 622-21-9

Herausgeber: Ekkehart Paditz (Dresden)

Gestaltung: Bettina Lindner, Dresden

kleanthes, Dresden 2018

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